„Etwas, das wir alle gebraucht haben!“
Das gab es schon lange nicht mehr: Livemusik auf der Bühne, viele Jugendliche, die mitklatschen oder entspannt auf der Wiese sitzen. Am vergangenen Samstag trafen sich rund 130 junge Menschen zur Vollversammlung der Evangelischen Jugend in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Die Stimmung auf dem Gelände des Evangelischen Jugendhofs Sachsenhain in Verden hatte schon was von Festivalgefühl. Für viele Jugendliche ein ungewohntes, aber auch beglückendes Erlebnis. „Auf dieser Vollversammlung konnte ich endlich meine Akkus wieder auftanken. Die schwere Zeit einfach beiseite tanzen und singen und unglaublich stärkende Gespräche führen“, schwärmt Kea (26) aus Aurich. „Nach diesem Tag fühle ich mich gesegnet und kann mit neuer Kraft in die Woche starten.“ Auch Zafer (23) ist begeistert: „Ich bin überwältigt und habe richtig gemerkt, wie Mauern gefallen sind – Mauern der digitalen Distanz. Dies war etwas, das wir alle gebraucht haben.“ Der Abiturient aus Buchholz gehört zum Organisationsteam, das die Veranstaltung in nur vier Wochen auf die Beine gestellt hat.
Denn lange Zeit war unklar, ob die Vollversammlung überhaupt in Präsenz stattfinden kann. „Wir haben das Für und Wider einer Veranstaltung vor Ort genau abgewogen. Am Ende war es uns sehr wichtig, den Jugendlichen dieses Treffen zu ermöglichen. Wir wollen und brauchen direkten Kontakt, die gemeinsamen Erlebnisse, das leibhaftige Miteinander ist unersetzbar.“, erklärt Bernd Rossi. Für die Veranstaltung hatte der Geschäftsführer des Landesjugendpfarramts, gemeinsam mit dem Landkreis Verden, ein umfassendes Hygienekonzept erstellt. Das Deutsche Rote Kreuz konnte als Partner für die Teststation gewonnen werden. Nur mit einem negativen Testergebnis konnten die Teilnehmenden das Gelände betreten.
Die Vollversammlung war eine Möglichkeit der Begegnung und des Austausches. In Workshops konnten die Teilnehmenden in verschiedene Themen reinzuschnuppern, die den Jugendverband aktuell bewegen: Dazu gehören unter anderem Jugendpolitik und die anstehenden Bundestagswahlen, kirchliche Strukturen und Beteiligungsmöglichkeiten, aber auch spirituelle Themen, wie Peer to Peer-Seelsorge. Esther aus Neuenhaus bei Nordhorn hatte einen Workshop zum Thema Nachhaltigkeit angeboten. Die 17-jährige Schülerin zeigt sich sehr zufrieden: „Wir haben tolle Rückmeldungen bekommen und Hinweise, wie wir unsere nachhaltigen Standards noch verbessern können. Außerdem war es schön, so viele Menschen wiederzusehen und auch neue kennenzulernen.“
Ein zweiter Schwerpunkt der Veranstaltung lag auf dem Landesjugendcamp. Dabei handelt es sich um die größte Open-Air-Veranstaltung der Evangelischen Jugend in der hannoverschen Landeskirche, die alle zwei Jahre stattfindet und von den Jugendlichen vorbereitet wird. Das nächste Camp ist im kommenden Sommer geplant. Hierfür wurde vor allem inhaltlich diskutiert: Womit wollen sich die Jugendlichen beim Landesjugendcamp auseinandersetzen? Welcher Schwerpunkt steht im Zentrum? Für die Jugendlichen ein klarer Fall: Es ist vor allem ein vielfältiges Miteinander, die Möglichkeit, man selbst zu sein, das den jungen Menschen zurzeit wichtig ist. Dieser Vielfaltsgedanke bezieht sich nicht nur auf die Genderdiskussion, sondern schließt z.B. auch unterschiedliche Herkunft, religiöse Zugehörigkeit, Hautfarbe und sozialen Status mit ein. Der Hashtag #KommWieDuBist verbreitete sich am Samstag schnell unter den Teilnehmenden. Bis zu den Sommerferien wird der Vorstand der Landesjugendkammer daraus ein Motto für das Camp 2022 entwickeln.
Musikalisch wurde die Vollversammlung vom Popkantor der hannoverschen Landeskirche, Til von Dombois, und seiner Band begleitet. Die Organisation lag maßgeblich in den Händen der Landesjugendkammer der Evangelischen Jugend, unterstützt durch das Landesjugendpfarramt. Alle zwei Jahre treffen sich Delegierte aus dem Jugendverband in Form einer Vollversammlung, um Schwerpunktthemen der Evangelischen Jugend zu vertiefen und um dem nächsten Landesjugendcamp eine inhaltliche Richtung zu geben. Dabei sind junge Menschen aus allen Sprengeln und den Verbänden eigener Prägung vertreten.